Montag, 27. Januar 2014

China denkt über Tobin-Steuer auf Devisengeschäfte nach

Die das chinesische Geldsystem kontrollierende Staatsbehörde denkt laut über die Einführung einer sogenannten Tobin-Steuer, mit der internationale Finanztransaktionen besteuert werden könnten, nach. Die Steuer könne demnach notwendig werden, falls auch in Zukunft so viel Geld nach China fließen sollte, wie zum jetzigen Zeitpunkt.
Die Tobin-Steuer könnte eingeführt werden, um grenzüberschreitende Kapitalflüsse zu kontrollieren. Dies könne nötig werden, da der starke Yuan – in Kombination mit den relativ hohen Zinssätzen in China – auf das internationale Kapital immer anziehender wirke, sagte Guan Tao, 
german.china.org.cn.                                                        26.01.2014

Direktor der Abteilung für internationalen Zahlungsverkehr bei der staatlichen Aufsicht für Devisengeschäfte, vorgestern bei einer Lagebesprechung in Beijing.
"Der Kapitalzufluss nach China könnte sich möglicherweise noch verstärken. Zum Beispiel dann, wenn der chinesische Markt die anderen Schwellenländer überflügelt und ausländische Investoren deswegen mehr in China investieren wollen", sagte Guan. "Falls der Yuan stabil bleibt – oder sogar steigt – während die Zinsen auf einem höheren Niveau liegen, als in den meisten anderen großen Währungen, dann würden die Finanztransaktionen der vielen, internationalen Handel treibenden Unternehmen in China zu einem riesigen, zusätzlichen Kapitalzufluss führen."
Um in einem solchen Falle das Risiko einer Überhitzung des Marktes zu verringern und den Zufluss ausländischen Kapitals zu regulieren, eigne sich – neben einer Reihe von anderen Instrumenten – eine Finanztransaktionssteuer auf Devisengeschäfte, wie sie 1972 von dem amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler James Tobin vorgeschlagen wurde.
Laut Guan habe China im letzten Jahr einen extrem starken Zufluss an internationalem Kapital erlebt. Chinesische Banken verzeichneten einen Überschuss in Höhe von 1,68 Billionen Yuan (200 Mrd. Euro) aus internationalen Zahlungsvorgängen, mehr als drei Mal so viel, wie im vorangegangenen Jahr.
Auf eine Frage zu den Auswirkungen einer möglichen Einstellung der Staatsanleihenkäufe durch die amerikanische Federal Reserve auf die grenzüberschreitenden Zahlungsströme Chinas sagte Guan, dass bisher noch keine Auswirkungen erkennbar seien und dass China, aufgrund der stabilen Daten seiner Wirtschaft und seines Finanzsystems, gegen zukünftige Schocks bestens gewappnet sei.
Chinas Devisenreserven waren gegen Ende Dezember mit 3,83 Billionen Dollar auf den höchsten jemals verzeichneten Wert gestiegen. Laut der chinesischen Zentralbank verfüge kein anderes Land der Welt über so hohe Devisenreserven.