Das Phänomen der zurückgelassenen Kinder ist ein gesellschaftliches Problem in China das in den letzten Jahren immer schlimmer geworden ist. Die Eltern solcher Kinder müssen ihre Familien in den Dörfern zurücklassen und langfristig in den Städten arbeiten, um die Familie zu ernähren. Ein Video eines achtjährigen Kindes, das mit Hilfe von Journalisten seine Eltern zum ersten Mal seit drei Jahren durch eine Videokonferenz im Internet wiedergesehen hat, erregte kurz vor dem traditionellen chinesischen Neujahrsfest große Aufmerksamkeit. Das scheinbare Wirtschaftswunder in China geht zu Lasten von Millionen von Kindern.
Das Kind ist eines von 58 Millionen von den Wanderarbeitern zurückgelassen Kindern in China. Nach Berichten des Fernsehsenders Phoenix Television aus Hongkong im Jahr 2011 sind etwa 40 Millionen von den 58 Millionen zurückgelassenen Kindern unter 14 Jahre alt. Durchschnittlich sei von jeweils vier Kindern auf dem Land eines ein zurückgelassenes Kind.
Nach Erklärung von yaolan.com, einer Webseite über Kindererziehung, ist die Wurzel des Phänomens die ungleichmäßige Wirtschaftsentwicklung in China. Die Kinder der Wanderarbeiter werden oft von den Großeltern erzogen. Aber die Großeltern können in der Regel nicht die Eltern ersetzen und den Kindern nicht ausreichend Aufmerksamkeit schenken. Daher sehnen sich die zurückgelassenen Kinder oft nach Zuneigung und Liebe in der Familie. Ihr Charakter und ihre Leistung in der Schule seien häufig beeinträchtigt, heißt es.
Die ungleichmäßige Wirtschaftsentwicklung scheint nicht der einzige Grund für das Gesellschaftsproblem zu sein. Selbst wenn die Wanderarbeiter ihre Kinder mitnehmen, ist das nicht viel besser. Nach Berichten der Webseite chinaiiss.com sind etwa 27 Millionen Kinder in China mit ihren Eltern vom Dorf in die Städte gezogen. Sie seien die sogenannten „Wander-Kinder". Aufgrund des strengen Wohnsitzkontrollsystems können ihre Eltern, die Wanderarbeiter, oft ihren Wohnsitz nicht in der Stadt anmelden. Daher können diese 27 Millionen Wander-Kinder oft nicht die gleiche Erziehung und medizinische Versorgung wie die Stadtkinder bekommen.